Ulrich Klieber. Zeitzonen
Schloss Filseck Zeitraum
13.08.2022 - 30.10.2022
Der Zeichner‚ Maler und Hochschullehrer Ulrich Klieber ist 1953 in Göppingen geboren, lebt heute in Ho-Chi- Minh- Stadt (Vietnam) und gelegentlich in Murnau (Bayern). Sein Atelier befindet sich allerdings schon seit 35 Jahren, idyllisch gelegen, innerhalb der Klostermauern von Adelberg. Dort entstehen seine großformatigen Malereien, Serien und viele seiner Künstlerbücher. Die Kunsthalle Göppingen zeigt auf Schloss Filseck eine Auswahl aus dem vielseitigen künstlerischen Schaffen Ulrich Kliebers von den 1980 Jahren bis heute.
Zeitzonen, der Titel der Ausstellung, beschreibt zum einen die vielfältigen Wohn- und Arbeitsaufenthalte des vielgereisten Künstlers und veranschaulicht ebenso seine produktiven Schaffensphasen. Nach dem Abitur am Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen, studierte Ulrich Klieber an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei K.R.H. Sonderborg. Direkt danach ging er nach London auf das Royal College of Art, dort begegnete er dem malerischen Werk von David Hockney, Lucien Freud und Francis Bacon, vor allem deren figürliche Malerei und expressive Farbigkeit interessierte Klieber.
Der Maler schöpft seine Inspiration ebenso aus der Literatur. In den Londoner Jahren war es vor allem Virginia Woolf selbst, die ihn zu Portraits der Schriftstellerin, Romanfiguren oder Freunde der Bloomsbury-Group, anregt. Es entstanden großformatige Malereien als Serien wie Tea with Virginia Woolf, 1982 oder Covent Garden im September,1988.
In der Galerie im Ostflügel werden in fünf Ausstellungsräumen jeweils neue Kapitel seines Schaffens chronologisch aufgeschlagen. So ist der zweite Raum Ulrich Kliebers Collagen gewidmet, die er in den 1990 Jahren begann. Serien wie In the Gallery, 1990 zeigen freigestellte Figuren, ebenso wie sehr zurückgenommene in Schwarz gehaltene Papierarbeiten. Dafür verwendete der Künstler Lineale, Umrisse von Gläsern oder Tellern, mit denen er die Blätter mit Muster und Liniennetzen überzieht. Sein weicher malerischer Stil ist einer strengen geometrischen Ausdrucksweise gewichen.
Ein weiterer Raum ist den sogenannten Murnau Bildern gewidmet. Seit Jahren kehrt der Künstler regelmäßig an den Ort der Ruhe und Stille zurück. Der Blick aus dem Fenster des Hauses und das dort Beobachtete steht im Zentrum seiner Malereien. Die Murnauer Bilder sind gleich Tagebuchaufzeichnungen der vorherrschenden Jahreszeit, des Weltgeschehens oder beinhalten literarische Zitate. Sie sind allesamt chronologisch angeordnet und zeigen seit drei Jahrzehnten den inneren und äußeren Blick auf die Landschaft vor Ort.
Der letzte Raum zeigt neue Arbeiten, die Ulrich Klieber mit Filzstift zeichnete und die während der Corona-Pandemie und der erzwungenen Pause des Reisens und Unterwegssein entstanden sind. Nachdem Klieber zwei Jahre nicht mehr malte, entstanden aus den farbenfrohen Skizzen die Serie Loneliness, Bilder im Shutdown. Es sind Landschaftsbilder aber auch Bilder, die Stimmungen und Gefühle ausdrücken, ebenso fügte Klieber Zitate von beispielsweise Peter Handke in seine Malereien ein.
Die Ausstellung auf Schloss Filseck zeigt u.a. auch Ulrich Kliebers Künstlerbücher, die weniger Skizzenbücher, sondern eigentlich Malerbücher sind: Im Schreiben, Zeichen, Übermalen von alten Katalogen und Publikationen des Künstlers entstehen neue Text-Bild-Kombinationen.
Die Freundschaften und Begegnungen, die Klieber während seiner zahlreichen Lehraufträge in China und Vietnam machte, hielt er in den großformatigen Portraits beispielsweise China Friends von 2015 fest. Ihnen kann man auf dem Flur der Galerie lebensgroß begegnen.
Ulrich Klieber ist 1953 in Göppingen geboren, 1973–79 Studium der Malerei und Kunstgeschichte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste und der Universität in Stuttgart sowie am Royal College of Art in London, 1996-2019 Professur Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle, seit 2019 Professur an der Ton Duc Thang University in Ho- Chi- Minh- Stadt, Vietnam.
SWR2 Kultur aktuell Beitrag vom 15.08.2022