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Tom Früchtl. Not unreal

Ort
Halle oben
Zeitraum
26.02.2012 - 29.04.2012

Wer kennt sie nicht, die aus der Antike überlieferte Geschichte zum Thema Malerei: Der Maler Zeuxis prahlte damit, dass er Trauben so täuschend perfekt gemalt hätte, dass die Vögel versucht hätten, sie aufzupicken. Da lud ihn zur Antwort Parrhasios in sein Atelier ein. Zeuxis sah dort ein Bild auf der Staffelei stehen, wollten den Vorhang zur Seite schieben und – siehe da! – er musste entdecken: Der Vorhang war gemalt.

In der Ausstellung der Malerei von Tom Früchtl wird es dem Betrachter ähnlich gehen: großflächige, pittoreske Abrisse von Wellpappe entpuppen sich bei näherem Hinsehen als gemalt, und dann ist es doch eine reale Wellpappe, und irgendwann stellt sich die Frage: Was ist wirklich und was ist Malerei? Oder: Was ist der Bildgegenstand und was ist Trompe’loeil (Augentäuschung)? Tom Früchtl überführt den tatsächlichen Gegenstand in Malerei, ein Readymade in ein gemaltes Bild, die realen materialen Motive in den Illusionismus ihrer hypergenauen Abbilder – so gut, dass die malerische Camouflage der Sache mit sich selbst nur bei genauem Hinsehen wahrnehmbar ist.

Die Malerei verhandelt hier und jetzt die so alte wie atemberaubend frische Frage nach der Kunst des Malens, nach der Frage des Verhältnisses zwischen dem Gegenstand und seinem Abbild. Kann das Bild beides zugleich sein? Wie ist das mit der Simulation von Wirklichkeit? Die Tape-Bilder sind in Wirklichkeit gemalte Illusion, die zum Bild erkorene Speditionsdecke geht unmerklich in Malerei über.

In der Ausstellung wird man von der konkreten Dinglichkeit der Objekte und ihrer spielerischen Leichtigkeit eingenommen und entdeckt zugleich Bilder, deren Sinnlichkeit nicht in ihrer Expressivität, sondern in der Metaphysik der Malerei zu finden ist. Der Stoff des Bildes ist der Stoff, das Malen eine Verausgabung, die in dem Augeneindruck aufgehoben ist, der Wirklichkeit und Bild kaum mehr zu unterscheiden weiß. Dann ist Kunst so konstruierte wie alltägliche Wirklichkeit, und das wird in der Ausstellung in verblüffend direkter Weise deutlich.

What you see is what you see! – oder nicht? Es ist große Kunst, diese elementare Frage der Kunst so eindrücklich aktuelle zu stellen und vor Augen zu führen.