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Kunsthalle Göppingen

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Mariella Mosler. iris wall

Ort
Halle oben
Zeitraum
07.03.2004 - 18.04.2004

Mariella Mosler, die spätestens seit ihrer documenta X-Beteiligung der internationalen Kunstszene ein Begriff ist, realisiert in der Kunsthalle Göppingen eine Installation, die den nüchternen Charakter der Ausstellungshalle in einen zauberhaften Ort verwandelt: Inmitten des Raumes windet sich ein begehbares Labyrinth, dessen Wände aus federleichten, schillernden Lamettavorhängen bestehen. Auf einem Weg, der im Grundriss die Form eines Mäanders beschreibt, werden die Besucher in eine irritierende Wahrnehmungssituation hineingesogen. Tausendfach gebrochen versprengt sich das so vertraute, tadellose Spiegelbild in die Farben des Regenbogens. Lustwandelnd, berauscht oder schwindelnd begegnet der Betrachter dem Phantasma seines fragmentierten Bildes. Mariella Mosler vermag mit „iris wall“ das Kalkül ihrer fragilen Scheinarchitektur und die sinnliche Verführungskraft des Materials auszureizen und mit den Dimensionen des Raumes zu spielen.
In verschiedenen Werkgruppen arbeitet Mariella Mosler (*1962), die vor kurzem eine Professur an der Akademie für Bildende Künste Stuttgart angetreten hat, an den künstlerischen Auslotung von Ornament, Schichtung, Verflechtung und Knoten. Ihre bekannten ornamentalen Sandreliefs, die als Bodenarbeiten in einen Dialog mit dem jeweiligen Ort der Realisierung treten, ziehen die Besucher mit ihrer delikaten Schönheit in ihren Bann. Das gleiche gilt für ihre Ornamente aus Fruchtgummi und die Gruppe der Haarobjekte – feine, symmetrisch zentrierte Objekte geknüpft und geflochten, die als kleine Wandarbeiten entstehen.
Mariella Mosler setzt Materialien ein, die in unserem Alltag massenhaft vorhanden sind und damit den Eindruck von Fülle oder gar Überfluss suggerieren. Werden die Dinge zum Kunstwerk, so geht mit dem akkumulativen Materialeinsatz eine große Investition von Zeit einher. Die Installation „iris wall“ für die Göppinger Kunsthalle betört durch den verschwenderischen Einsatz von Lametta. Glanz und Glitter erschaffen ein Fest für die Augen. Über das sinnliche Erleben hinaus, ist „iris wall“ zugleich ein Ort, der den Betrachter über das Wunderwerk des Spiegels nachdenken lässt. In ihm fallen Illusion und Realität zusammen; im Alltag ist er der Ratgeber in Fragen der Selbsterkenntnis und nicht zuletzt in Fragen der Schönheit und Eitelkeit. Setzt Mariella Mosler das Lametta als zerschlissenen Bruder des Spiegels ein, so entfaltet „iris wall“ gerade mit Blick auf den eitlen Schmucktrieb des Menschen eine subtile Ironie.