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Les Levine – Truth=Beauty

Ort
Halle oben
Zeitraum
28.09.2008 - 16.11.2008

Les Levine (1935 geboren in Dublin, Irland) lebt und arbeitet in New York. Er zählt zu den Pionieren der Medienkunst: Photo, Video, Kampagnen mit Großplakaten im Stadtraum. Bilder und Text gehören in seinem Werk zusammen. Sein künstlerischer Stil hat mit der Pop Art der 1960er Jahre zu tun, in der auch sein Werk seinen Ausgang nimmt: cartoonartige Zeichnung, einfache und direkte Ausdruckskraft der Zeichnung und der starken Signalfarben. Wie in der Werbeästhetik verbinden sich Bild und Text zu so starken wie merkwürdigen, die Aufmerksamkeit einnehmenden Aufrufen. „Die wirkliche Sehnsucht der Medien ist, Berührung zu imitieren, … das Konzept der Leidenschaft und Sehnsucht auszutauschen durch ein Konzept einer Ersatzberührung.“ Im Unterschied zur Werbung liefert Les Levine keine Antworten, sondern verführt den Betrachter zu fundamentalen Fragen, die sich hinter den Bildern und ihren appellativen Inschriften auftun.

Die Ausstellung Les Levine. Truth = Beauty in der Kunsthalle Göppingen zeigt eines der jüngsten Projekte des Künstlers: 90 Photos mit dem Titel „Beauty“ von 2007. Vor dem Hintergrund des Blicks durch das blattlose Geäst (Frühling) eines jungen Waldes auf einen strahlend blauen Himmel erscheinen Sätze wie STOP HATE WITH BEAUTY, STOP WAR WITH BEAUTY, STOP RACISM WITH BEAUTY. Um Schönheit geht es zentral in jeglichem Denken und Bemühen von Ästhetik. Hass, Krieg, Rassismus und anderes mehr sind die unschönen Seiten unserer Zivilisation. Eigentlich ist das der Weg, wer könnte ihm nicht zustimmen. Zugleich erkennt man das kritische Potential, denn die Frage der Schönheit ist ein offenes Konzept künstlerischer wie gesellschaftlicher Utopie. Und klingt in den Bildern und ihren Imperativen nicht auch die Vergeblichkeit wie die Nachhaltigkeit von Nietzsches „ewigen Wiederkehr des immer Gleichen“ an? Und wie verhält es sich mit dem Wahren, dem Guten und dem Schönen? – die Ästhetik der Aufklärung fordert diese Einheit.

Les Levine ist auch ein Pionier der Videokunst, dabei betrachtet sich das Medium selbst. Die vier Videos der Ausstellung versteht der Künstler als Selbstbildnisse. In „I am an artist“ (1975) wird der Künstler von seiner eigenen Videokamera verfolgt, kaum dass sie mobil geworden ist. Und schon wird er in Frage gestellt: „I am an artist. I don’t want to be involved…“ antwortet ein ausgesprochen politisch engagierter Künstler auf der Flucht vor der Kamera. In „Artistic“ (1974) steht der ganze Wahnsinn der Klischees vom Künstler zur Debatte. In „Diamond Mind“ (1977) spricht der Künstler von Kunst – anders als andere es tun würden? Diamanten sind Bild, Metapher für den künstlerischen Willen, Schönheit, die Klarheit des bildnerischen, des gestaltenden Denkens. „Self Express“ (2003) reiht schließlich eben dieses Selbstbildnis ein in Folgen anderer Bilder, in die Geschichte der Kunst, verbindet Bilder mit Texten, die Rede mit Fragen aus dem Off – und eigentlich schaut man immer in das sprechende Gesicht des Künstlers Les Levine.

Die Kunst Les Levines fordert – wörtlich genommen – die Veränderung der Welt, ruft auf, das Hässliche in dem Schönen aufzuheben. Was anderes könnte die Welt zum Guten wenden, wenn nicht die Schönheit! Sich selbst betrachten, sich von sich selbst ein Bild machen, heißt für den Künstler nachdenken über Kunst, über seine Bilder. In den Mitteln der neuen Mediums Kunst folgt Les Levine einer uralten Tradition der Kunst des Selbstbildnisses als Spiegelung und Reflektion der eigenen Rolle als Künstler.