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Karin Sander - Ausstellung mit 25 Skulpturen

Ort
Halle oben
Zeitraum
31.01.1999 - 07.03.1999

Vom 30. Januar bis 7. März 1999 zeigt die Städtische Galerie Göppingen in ihrer Halle eine Ausstellung mit 25 Skulpturen der Künstlerin Karin Sander. In dem neuen Kabinett „C 1“ („see one“ – die Lesart ist Programm) der Galerie ist eine Videoinstallation der türkischen Künstlerin Ayse Erkmen zu sehen. Die Eröffnung findet am Samstag, dem 30. Januar 1999, um 18.00 Uhr statt. Zur Einführung
sprechen Harry Walter (ABR Stuttgart) und Werner Meyer (Städtische Galerie Göppingen).
Karin Sander ist Konzeptkünstlerin. Ihr Arbeitsprinzip besteht darin, in besonderer Weise sich auf die innere Struktur des jeweiligen Ausstellungsraumes und auf dieLogik der Ausstellungssituation einzulassen. In den jüngsten Arbeiten entwickelt die Künstlerin bestimmte Funde – wie z.B. die einzelne Lineatur eines auf das Blatt gefallenen und auf diesem fixierten Haares – zu raumgreifenden Systemen, in denen das Einzelne im System des Ganzen aufgeht ohne seine Besonderheit zu verlieren.
25 Personen aus dem nahen und weiteren Umfeld der Künstlerin wurden mit einem neuen 3 D Verfahren eingescannt. Die Daten ihrer im Computer erfaßten Körper werden einem Extruder zugeführt, einer Maschine, die nun in feinsten Scheiben die Figur und damit die Reproduktion des Menschen in einem ABS-Kunststoffmaterial – hier im Maßstab 1:10 aufbaut. In Air-brush-Technik bemalt ergeben sich verblüffende Reproduktionen. Die Figuren inclusive Bemalung werden rein maschinell hergestellt.
Karin Sander schafft mit dieser Arbeit die Inkunabeln einer neuen, dreidimensionalen, skulpturalen Photographie. Das Portrait als Gattung der Kunst bekommt eine neue Bedeutung: „der Mensch im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“. Die Frage nach dem Authentischen stellt sich neu und bindet sich doch an eines der zentralen Themen der Kunst, an das Menschenbild, von dem man für den Künstler wie für den Dargestellten nichts mehr erwartet, als daß es authentisch ist. Die Repliken stehen wie aus der Realität geschnitten im Raum, die Wirklichkeit abgebildet, reproduziert im Maßstab 1:10: 25 Figuren auf 25 Sockeln, als Individuen, als Gruppe, als sich in Kreisen ausweitende Menge.
Wie die Photographie als Aufnahme- und Reproduktionsverfahren sich ihre Möglichkeiten im Zusammenhang mit dem zweidimensionalen Bild und Kunstwerk bis heute immer wieder neu bestimmt, so behauptet erstmals und aktuell mit dieser Arbeit von Karin Sander die dreidimensionale, technische, computervermessene und gesteuerte Reproduktion in der Skulptur ihren Platz und ihre Bedeutung. Die Künstlerin hat ein Verfahren neuester technischer Entwicklung zum Thema und genauso die Menschen, die ihre Kunst ausstellen, sehen, sammeln … Mit jedem, den sie daran beteiligt, wird der Kreis größer, wird auch die Idee verfügbarer, wie seinerzeit die Kunst, als man sie – technisch reproduziert – nun überall verfügbar hatte.
Karin Sander (geb. 1957) studierte in Stuttgart und New York und hat seitdem in diesen beiden Städten ihre Ateliers. Ihre künstlerischen Werke und Konzepte können sich sehr verschiedener Materialien, Themen und Orte bemächtigen. In jedem Werk vermag die Künstlerin immer wieder neu Sinnlichkeit, konzeptuelle Gradlinigkeit und einnehmende Klarheit auf höchst faszinierende Weise zu verbinden. Längst ist die Bedeutung ihres Werkes durch viele Einzelausstellungen in Europa und in den USA und durch Beteiligungen an internationalen Ausstellungsereignissen in aller Welt,
durch Lehraufträge in Europa und den USA belegt.
Ayse Erkmen zeigt im dem Kabinett „C 1“ der Städtischen Galerie die Video- Installation „Ein Weg“ von 1994/1999: sechs kurze Sequenzen aus berühmten Filmen, Filmausschnitte auf Bahnhöfen und -gleisen. Sie zeigen den Weg, lassen das Ereignis ahnen und überlassen das Ziel der Imagination des Betrachters. Die Farben eröffnen eine weitere Dimension der Videobilder.
Ayse Erkmen (geb. 1949) lebt und arbeitet in Istanbul und Berlin. Auch sie geht auf bestimmte, gefundene Bildstrukturen ein, auf deren Leere oder Ideologie, die sich dahinter verbergen. Die Schönheit und die gleichzeitige Vergeblichkeit ihrer Bildfunde führt sie mit ihren Arbeiten vor Augen. Immer ist die Frage gestellt nach der Verbindung von Form und Inhalt anhand ganz reeller Beispiele und Bilder, die jeder kennt, die jeder meint zu verstehen, denen man sogar eine eigene Dramatik und Poesie zuspricht.
Die Ausstellung von Karin Sander wäre nicht realisierbar geworden ohne das Sponsoring und die technische Hilfe, durch die Realisierung des Projektes durch die Firmen TECMATH in Kaiserlautern (Scans) und Glatz Engineering in Olpe (Herstellung der Figuren). Diese Verbindung ist ein gutes Beispiel dafür, wie nahe sich künstlerische Erfindung und technischer Fortschritt sein können, vielleicht sogar müssen, um wirklich bahnbrechendes auf den Weg zu bringen.