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Ilya Kabakov. Universalsystem zur Darstellung von allem

Ort
Halle oben
Zeitraum
10.02.2002 - 31.03.2002

Die farbigen Zeichnungen Ilya Kabakovs zu dem „Universalsystem zur Darstellung von allem“ entstehen um 1980. 2002 in der Installation in der Kunsthalle Göppingen werden sie zum ersten Mal in einer Ausstellung gezeigt: in einer Pyramide aus Glas in der Mitte, strahlend im Dunkel des Raums. Jede Zeichnung öffnet den Blick in eine Bildwelt, die einerseits etwas erzählt aus der(n) Geschichte(n) Ilya Kabakovs. In den Bildern ist gleichzeitig die Gegenwart in der Mitte zu erkennen, zum Beispiel eine Bootsfahrt. Der Betrachter ist im Bild, wie im Boot. Nach oben steht über dem Horizont die Sonne im Zenit, nach unten entdeckt man die Unendlichkeit als eben denselben Horizont. Nach links das Vergangene davor (der Morgen), nach rechts die zu erwartende Zukunft (der Abend). Manche Einzelheiten sind gut zu erkennen, manche verflüchtigen sich zur Linie am Horizont der Zeit.
Wie alle Kunst Ilya Kabakovs ist auch diese Installation mit den 85 Zeichnungen vieles zugleich: eine Reihe von Geschichten, aber auch eine Erforschung des Sehens – in diesem Fall die Erforschung der Dimension der Zeit. Vermag ein einzelnes Blatt, das eigentlich nur einen Moment ins Bild setzt, wie ein Buch oder wie das Theater auch die Zeit vor Augen zu führen, das Davor und das Danach, die Krümmung des Zeit-Raums. Die Geschichten aus den Ruinen des sowjetischen Alltags und ihre Bilder geben in der Kunst Ilya Kabakovs eine ebenso erkennbare Spur wie die Experimente des Sehens, für die der Künstler in allen Zeiten der aufregendste und nachhaltigste Forscher war.
Eigentlich ist dieses zeichnerische Projekt in 85 Bildern ein Erforschen des Sehens in der Zeit. Ilya Kabakov verläßt die von Newton und Kant begründete Vorstellung des Bildes als geometrische Bühne. Inspiriert von dem Weltbild, dem Modell von Raum und Zeit, wie es sich mit und nach Einstein entwickelt hat, zeigt er alles in Bewegung, in beschleunigter Bewegung, selbst der Blickpunkt des Betrachters ist in Bewegung begriffen, die Dinge transformieren sich im Bild … – es ist ein aufregend neues und anderes Sehen, begleitet von einem betrachtenden Text – jedes Bild – der im Dialog die Einbildungskraft der Bilder begreift.
In den Bildern und ihren Geschichten kann man sich verlieren wie in einem spannenden Roman, in den Bildern der Geschichte, aber auch in den Bildern von Sehen, wenn der Künstler seine Bildwelten in alle Dimensionen der Zeit ausdehnt und um das Sehen selbst sich bewegen und kreisen läßt.
In der Halle steht die Pyramide, durch deren Glas man die Zeichnungen wie einen Schatz hebt. Auf der Wand folgt man den Geschichten in einer anderen Dimension, kann nahe an sie herantreten, mit den Augen sich in sie hineinfinden. Eine andere Welt. Titel und Hinweise des Künstlers helfen einem zu sehen. Gegenüber der Pyramide steht ein Bett, ein altes Bett aus der Psychiatrie – Symbol für die in andere Dimensionen forschende Phantasie. Früher war das andere, oft geheimnisvolle Erkennen und die neue Sicht – auch die kritische – bedroht, verbannt, verhöhnt, als krank verachtet und geächtet zu werden. Und wo liegt die Grenze zwischen Wahnwitz und Entdeckung, zwischen Wahnsinn und Genie? Heute erforschen wir mit dem Künstler mit wachen und neugierigen Augen die Entdeckungen des Sehens in den Bildern der Kunst.
Die Installation ist Ilya Kabakovs Verführung des Betrachters: Er steht nicht nur vor dem Bild, er ist mitten drin in den Bildern des Künstlers, wie seine Augen sich mitten drin befinden in den einzelnen Bildern in der Pyramide oder n den Wänden. Ilya Kabakov eröffnet ein großartiges Abenteuer des Sehens. Und mit seinen Forschungsreisen in die Bilder, in die manchmal romantischen, oft auch humorvollen und hintersinnigen Geschichten seiner Bilder wie in seine Wege, wie wir erkennen und sehen, ist Ilya Kabakov einer der größten und aufregendsten Künstler unserer Zeit.

Biographisches:
1933 geboren am 30. September in Dniepropetrovsk (UdSSR)1945-1951geht er als Schüler auf die Kunstschule in Moskau1951-1957studiert er an der V.A.Surikov Kunst Akademie in Moskau Graphik Design und Buchillustration In den achtziger Jahren gehört Ilya Kabakov zu den herausragenden Vertretern der inoffiziellen Kunstszene Moskaus, der Künstler des Moskauer Konzeptualismus. Entdeckt und in der westlichen Kunstszene mit Ausstellung bekannt wird er seit Mitte der 80er Jahre. Seitdem gibt es eine immer dichter werdende Kette von Museumsausstellungen von komplexen Installationen und immer neuen Projekten, die den Künstler weltweit bekannt und zu dem heute bedeutendsten russischen Künstler und einem der ganz Großen in der aktuellen Kunst machen.
Heute lebt und arbeitet Ilya Kabakov mit seiner Frau und in manchen Projekten auch künstlerischen Partnerin Emilia Kabakov in New York (USA).

Zur Ausstellung erscheint ein Album: Ilya Kabakov: Universalsystem zur Darstellung von allem. Richter Verlag Düsseldorf und Kunsthalle Göppingen 2002 (ca. 220 Seiten, mit Texten von Boris Groys, Ilya Kabakov, Werner Meyer)
Ermöglicht durch die DaimlerChrysler AG