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Heimat – ein Verdacht

Ort
Zeitraum
08.07.2007 - 26.08.2007

Am Sonntag, 08. Juli 2007, 18.00 Uhr eröffnet die Kunsthalle Göppingen die Ausstellung „Heimat – ein Verdacht“ mit Fotografien von18 Künstlerinnen und Künstlern aus vielen Ländern Europas, aus USA und aus Australien. Viele sind großartige Stars der aktuellen Kunst und mit ihren Werken in den besten Ausstellungen gezeigt. Und es gibt Entdeckungen zu machen. Es begrüßt Oberbürgermeister Guido Till, zur Ausstellung spricht Werner Meyer, Kunsthalle Göppingen.

Heimat ist ein Klischee für regionale, wenn nicht provinzielle Verbundenheit. Was für die Folklore das Ideal der Herkunft bedeutet, projizierte der Philosoph Ernst Bloch in die Zukunft: Heimat ist dort, wo ich einmal zuhause, ich selbst sein möchte. Immer ist Heimat eine Konstruktion, ein Stück Identität, die ich mir wünsche, ein Ort, der in der Sehnsucht eine ideale Schönheit besitzt. Immer ist Heimat ein Bild. Oder? Heimat hat auch viel mit Brüchen zu tun, mit dem besonderen eines eigenen, unangepassten und doch zugehörigen Ichs. Seine Heimat ist, wie ein Mensch sein möchte. In Zeiten des modernen Nomadentums besteht die Heimat weniger in festen Orten als in Geisteshaltungen, in der Religion, in Gruppen, denen man zugehörig ist, in Momenten des Glücks, in Bilder, die sich mit bestimmten Orten, mit unkonventionellen Sein, vermutlich mit einer Vision verbinden.

Jeder der ausstellenden Künstlerinnen und Künstler hat solche Bilder, und jeder kennt die Brüche, die Projektionen in dem Bild von Heimat. Les Levine überblendet eine amerikanische Landschaft mit einem Jugendbildnis seiner Mutter, Bernhard und Anna Blume turnen in den vom sauren Regen verwüsteten Bäumen des Schwarzwaldes, dessen Mädels Inbegriff für die deutsche Heimat sind. Nan Goldin fand eine neue, zerstörerische Heimat in dem Bar- und Travestiemilieu von New York, Uwe Seyl macht aufregende Bilder einer kurzzeitigen Heimat der Skater und der Sprayer, wo heute das Kunstmuseum Stuttgart steht. Pipilotti Rist zeigt eine Geburt vor einem Alpenpanorama – in der Schweiz geboren, sind Berge die Heimat. Unüberbietbar das Ready made von Christine Biehler: Bierdosen mit der Aufschrift „Heimat Lager“. Beklemmend ist das großformatige Photo der Palästinenserin Rula Halawani, die nicht Palästinenserin sein darf, sondern zur Jordanierin bestimmt wird. Tracy Moffatt beschreibt in einer Serie von 9 Bildern ihre Heimat in Australien, wie im Film, wie wir sie weder erwarten, noch sonst je gesehen haben. Bernhard Prinz’ Jugendliche habe sich ihre Heimat, ihren Traum auf die Brust geschrieben: das Mädchen das Herz, der junge Mann Gott. Während sich zukünftige Heimat in Michael Schäfers Salem-Schülern in einer Geste offenbart, zeigt Oliver Kern ganz unspektakuläre, typische, wieder erkennbare Heimaten, schöne und beklemmende. Und was wird wohl aus dem Bauerwartungsland der Zeitungsbilderpostkarten von Peter Piller? Und was ist mehr Heimat als die örtliche Fußballmannschaft, gesponsort, zum Bild gemacht von einem Künstler, der dort wohnt (Ottmar Hörl)?

Die Thesen der Ausstellung sind: Heimaten sind Menschenbilder. Heimat ist mit der Kunst in Verdacht geraten, doch nicht das Klischee zu bedienen, mit einem modernen Folklorismus nichts gemein haben zu wollen. Heimaten sind konstruierte Bilder, Identität und Absurdität, schön und schrecklich, ganz und gebrochen… Dafür haben die Künstler aufregende Bilder und jedes Bild ist eine unvermutete Assoziation, eine Entdeckung zum Thema Heimat. I

n der Ausstellung sind Werke zu sehen von Christine Biehler, Guillaume Bijl, Anna und Bernhard Blume, Gregory Crewdson, Nan Goldin, Rula Halawani, Ottmar Hörl, Oliver Kern, Rosemary Laing, Les Levine, Boris Mikhailov, Tracy Moffatt, Peter Piller, Bernhard Prinz, Pipilotti Rist, Michael Schäfer, Uwe Seyl, Heimo Zobernig.

Die Ausstellung ist ein Beitrag zum Thema Heimat und ein vehementer Einspruch im Kontext des Projektes „Und grüßen Sie mir die Welt – fotografierte Heimaten“ der KulturRegion Stuttgart Sommer 2007.