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Gabriela Oberkofler. Schwarz ist die Nacht nie

Ort
Halle oben
Zeitraum
31.01.2016 - 03.04.2016

Mr. Nobel ist ein merkwürdiger, eigenwilliger schwarzer Hund, der in der Nacht um die Häuser zieht und durch die Wagenhallen streunt. Das Video von Gabriela Oberkofler ist ein Portrait dieses Tiers, zeichnet Momente seines Daseins auf in den Durchgängen zu den Ateliers, inmitten von Kunstwerken… – wo sich Hund und Katze gute Nacht sagen. Der Hund Mr. Nobel belebt die Nacht.

Gabriela Oberkofler ist in einem kleinen Dorf in Südtirol aufgewachsen. Sie bringt ihr Bild von der Natur, geprägt von dem Leben im Dorf, ein in ihre Kunst, die in der Zivilisation der Großstadt entsteht. Sie hat an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert und ist heute eine viel beachtete junge Künstlerin. Mit ihren Installationen, ihren Videoarbeiten und mit ihren feinen, großformatigen Zeichnungen schafft sie Bilder einer Sicht von Natur, die zupackend beobachtend und zugleich einfühlsamer in die Schönheit wie in die Tragik kaum sein können.

Im Zentrum der Ausstellung steht die Installation „Archiv Weihnachtsbaum“. Jeder kennt die Haufen zahlloser, nach dem 6. Januar eingesammelter, ausgedienter Weihnachtsbäume. In dem Labyrinth des Holzgestells wird aus dem Abfall wieder ein Bild, das den ursprünglichen dichten Wald andeutet und reicht bis zum systematischen Bild, in dem noch einmal eine neue ästhetische Verwertung geschieht: eine Auflösung in ihre Teile, für eine gewisse Zeit zum Bild eines Archivs aufgeräumt, das Ordnung und das Aufheben von Natur und ihrer Verwertung verkörpert. Jeder kann an dem Archiv mitwirken, in der Betrachtung oder Hand anlegend an der ordnenden Verwandlung der Natur. Dieses Kunstwerk ist eine Geste des Umgangs mit den Tannenbäumen, mit Weihnachten, mit Natur, mit ihrem Konsum und der Verwertung von einem Bild zum andern – es geht um das, was nach Epiphanias übrig bleibt.

Die Ausstellung versammelt nahezu alle großformatigen Zeichnungen der Künstlerin. Was aus der Sicht des dörflich und bäuerlich geprägten Lebens auf dem Land mit großer Nähe als „natürlich“ erscheint, das wird in der Kunst zum Bild, zum Mythos, in dem die Schafe, das Pferd, der Wolf ein eindrucksvolles Gesicht zeigen, die Bäume und die Heuballen die Schönheit ihrer Natur offenbaren. Die Latschenkiefer, ein typischer Baum in den Sarntaler Alpen Südtirols, ist zugleich auseinandergenommen wie eine moderne botanische Zeichnung. Das Ganze ist umgeben von seinen Teilen: den Früchten, den Samen, den Flechten, die grün schimmernd den Boden bedecken. Die mit ihren vielen Pinselstrichen flimmernden Zeichnungen zelebrieren die Schönheit des Ganzen und den sezierenden Blick für die Auflösung in alle Teile, die zum Dasein und dem Kreislauf des Lebens in der Natur gehören. Das Schaf trägt die Struktur des Zaunes in sich und ist in der Zeichnung von Gabriela Oberkofler die lebendige These des Bildes einer zivilisierten Natur.

In einer weiteren Videoinstallation ist der Betrachter einbezogen in die Perspektive der Bienen auf die Natur. Bienen stehen für die Verwandlung der Natur (Honig), sie bieten großartige Bilder als Schwarm, in ihrem ebenso geheimnisvollen wie kommunikativen Tanz, indem sie sammeln, in ihren Waben horten, verwandeln… Die Natur mit den Augen der Natur zu sehen und zu erleben ist eine Möglichkeit der Kunst und bedeutet die ästhetische Kraft und Eindrücklichkeit der Bilder.

Die Werke der Künstlerin Gabriela Oberkofler zeigen einen eigenen Umgang mit Natur, mit dem Leben und was wir darin sehen und erleben können. Sie verlassen sich auf eine vielfältige Tradition, und es handelt sich um eine gegenwärtige Kunst, die in Bildern sieht, bezeichnet und erleben lässt, was Natur, was Tiere und Pflanzen bedeuten können.