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Francisco de Goya y Lucientes – Radierungen

Ort
Halle oben
Zeitraum
10.02.2008 - 04.05.2008

Ein großes Kunstereignis in Göppingen: Am Sonntag, 10. Februar 2008, 18.00 Uhr eröffnet die Kunsthalle Göppingen die Ausstellung „Goya – Radierungen“. Mit den vier großen Radierungszyklen der „Caprichos“, „Desastres de la guerra“, „Tauromaquia“ und den „Proverbios“ ist nahezu das gesamte berühmte graphische Werk des großartigen spanischen Künstlers Francisco de Goya zu sehen. Die Kunsthalle Göppingen wird zum Museum auf Zeit und zeigt einmal mehr Weltkunst mit hochkarätigen Werken. Alle diese Kunstwerke in dieser Qualität vereint, das ist ein besonderes Ereignis.

Zur Eröffnung wird es Grußworte geben von Oberbürgermeister Guido Till und Staatssekretär Dr. Dietrich Birk MdL. Zur Ausstellung sprechen der Sammler Franz Armin Morat – die Blätter stammen aus dem ihm zu verdankenden Morat Institut für Kunst und Kunstwissenschaften Freiburg – und Werner Meyer, Kunsthalle Göppingen.

Diese berühmten druckgraphischen Werke (über 250 Bilder) sind bis heute wesentlich für unsere Vorstellung von Francisco Goya als dem genialen Künstler und unbestechlichem Zeugen seiner Zeit.

In den „Caprichos“ (1799) zeigt er auf launige Weise und mit beißendem Spott das Groteske in menschlichen Schwächen und Torheiten: die Heuchelei des Klerus, das Spiel und das Elend des Geschlechterkampfs, die Eselei der konventionellen Kunst, der Medizin und des Publikums und noch viel mehr. Diese Blätter sind um 1800 entstanden. Goya hat als barocker Hofmaler angefangen. Hier ist er ein aufregender Künstler der Aufklärung, einer Kunst, die sich in gesellschaftliche Fragen einmischt und noch in der Zeit der Inquisition alles riskiert.

Die „Desastres de la guerra“ (Schrecken des Krieges, 1808-14) sind kaum zu überbieten an Eindrücklichkeit. Goya ist Zeuge der unbeschreiblichen Gewalt des spanischen Unabhängigkeitskrieges. „Das habe ich gesehen“ schreibt er einmal über ein solches Bild. Kein Künstler setzt so dramatisch die Wirklichkeit an die Stelle von Idealität und aller anderen erhabenen Verklärung, die bis dahin Gültigkeit hatten. Schönheit und Grauen sind hier vereint.

Die „Tauromaquia“ (1815/16) beinhaltet ein Stück Geschichte des Stierkampfes, des Rituals und Zeremoniells, verknüpft mit besonders eleganten Kunststücken und legendären Katastrophen. Die Dynamik der Aktionen, das blendende Licht in der Arena und die tiefen Schatten machen diese Blätter auch zu Meisterwerken der konzentrierten Abstraktion und damit der sich ankündigenden Moderne. Goya ist gerade in seinen Radierungen ein Revolutionär der Kunst. Die Proverbios (Sprichwörter) oder Disparates (Torheiten) gehören zum Spätwerk. Noch einmal geht es um die Dummheit, den Unsinn und die Lächerlichkeit, aber auch um Träume und Visionen. In ihrer geheimnisvollen Mehrdeutigkeit schlagen diese Bilder den Bogen zu ganz frühen Werken und zeugen von der Melancholie eines Künstlers, der auch das Visionäre der europäischen Romantik verkörpert. Jedes Blatt ist das genaue Hinsehen wert. Ein Heuchler wäre, wer sich nicht auch heute angesprochen fühlte – der gesellschaftliche Spott trifft immer noch, und die Schrecken des Krieges waren erst vor kurzem mitten in Europa und in den Medien mitzuerleben. Und was ist mit den Torheiten unserer Gegenwart? Es ist unschwer zu erkennen, dass ohne diese Blätter Goyas im 19. Jahrhundert die Karikaturen eines Honoré Daumier in Frankreich und auch die hinreißenden Bildgeschichten eines Wilhelm Busch nicht zu denken sind.

Zur Ausstellung gibt es einen alle Blätter abbildenden Katalog. Ein umfangreiches Programm mit Führungen, Vorträgen, Filmabenden etc. begleitet die Ausstellung.