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Anna und Bernhard Blume. Das Glück ist ohne Pardon. Polaroids.

Ort
Halle oben
Zeitraum
29.06.2003 - 10.08.2003

102 Polaroidfotografien und -collagen (1988-2000) von Anna und Bernhard Blume zeigt die Kunsthalle Göppingen. In den 1990er Jahren steht dieses Werk des Künstlerpaares im Zentrum ihres Schaffens. Unter dem Titel „Das Glück ist ohne Pardon.“ wird die in über zehn Jahren entstandene umfangreiche Serie erstmals in einer musealen Einzelausstellung präsentiert.
Polaroids sind von je her geeignet das exhibitionistische Experiment zu befördern. Erst waren es „Gegenseitigkeitsbilder“, die Anna und Bernhard Blume voneinander machten. Dann entstand eine Bilderserie, die nach verhaltenen Anfängen in ein orgiastisch-lustvolles Massaker der Deformation, der Dekonstruktion der Physiognomie führt. Triviale Plastikdinge, Kleiderbügel und bunte Heimwerkerutensilien traktieren und deformieren die Gesichter der Künstler. In einer gewaltsam herbeigeführten „Verdinglichung“ werden sie zerschnitten, gespreizt, gepresst, eingespannt und durchbohrt, um anschließend in den Collagen nicht minder drastisch zusammengeführt zu werden.
In der Vereinigung des Unvereinbaren, in der ebenso spielerischen wie brutalen Durchdringung von Gesicht und Gegenstand, entstehen Fratzen und Grimassen, entsetzlich und komisch zugleich. Auf zwei Tischen sind als Installation in der Ausstellung sämtliche in den Bildern erkennbare Utensilien zu finden.
In den Polaroids sieht der in künstlerischen Fragen versierte Blick dingmagische Bildvorstellungen ironisch verhackstückt. Kubismus, Konstruktivismus und Bacon’sche Verwindungen werden leibhaftig praktiziert.
Aktionskunst, Performance, Body-Art werden in einem künstlerischen Grenzgang eingebunden und zugleich ironisch aufgearbeitet. In den dichten Reliefs des Polaroidmaterials treibt erst die Collage die Deformation auf die Spitze. Sie wird zum eigentlichen Medium der ekstatischen Verschmelzung der Gesichter. Das hoch besetzte, klassische Genre des Künstlerselbstportraits mutiert zu einer Folge schamloser Entstellungen und dementiert, wie Anna und Bernhard Blume selbst formulieren, den „Mythos des Portraits und die darüber beschworene Autonomie des Subjektes“.
Unter dem Titel „Prinzip Grausamkeit“, inspiriert durch das gleichnamige Buch des französischen Philosophen Clément Rosset, arbeiten Anna und Bernhard Blume mit Sentenzen, zu denen auch der Titel der Ausstellung gehört. Ein weiterer lautet: „Die Dinge sind, wie sie sind, weil sie nicht umhin können, irgendwie zu sein.“ Im Zusammenspiel dieser Sentenzen mit der blutroten Serie der Polroids bleibt die sarkastische Verweigerung jeder tröstlichen Metaphysik, die diebische Lust am Verhängnis. „Erst in seiner grausamen Zuspitzung ist das Wirkliche wirklich.“ – „Das Glück ist ohne Pardon.“

Mit der Ausstellung erscheint ein Katalog, in dem alle Polaroids abgebildet werden, mit Texten von Annett Reckert und Werner Meyer, im Hatje Cantz Verlag.