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À la recherche: Hermine David

Ort
Halle unten
Zeitraum
05.03.2017 - 07.05.2017

Paris, die Weltstadt der Kunst um 1910: am Montmartre arbeitet eine Künstlergruppe, die vor allem durch Pablo Picasso und George Braque in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Auf der anderen Seite der Seine, am Montparnasse, trifft sich eine in Paris ebenso populäre Kunstszene im legendären Café du Dôme, zu der auch viele Künstler und Künstlerinnen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern gehören, vor allem Maler, in deren Bildern sich das typische und bekannte künstlerische Flair von Paris spiegelt, ein vielfältiger Malstil nach den Impressionisten und vor allem unter dem Einfluss von Matisse und den Fauves. Zu dieser Gruppe gehörte auch die junge Künstlerin Hermine David (1886-1970).

Um 1909 portraitiert sie der deutsche Maler Fritz Stuckenberg: „Hermine David in gelber Jacke“. Das Bild befindet sich in der Sammlung der Städtischen Galerie Delmenhorst und ist Ausgangspunkt einer Ausstellung, die Leben und Werk dieser Künstlerin rekonstruiert. Wer war diese Künstlerin, die um 1909 zu diesen Künstlern im Café du Dôme stieß? Sie hatte an der École des Beaux Arts und an der Académie Julian in Paris studiert. Seit 1904 nahm sie regelmäßig an den Pariser Salons teil, wo die neuesten Kunstwerke ausgestellt wurden. 1907 lernt sie Jules Pascin (1885- 1930) kennen, den „Prince de Montparnasse“, die zentrale Künstlerpersönlichkeit dieses Teils der Pariser Kunstszene, mit dem sie 1918 bis 1930 verheiratet war und 1914 bis 1920 in New York lebte.

Die Ausstellung zeigt ein eigenes und für die damalige Zeit auch sehr sprechendes Werk dieser Künstlerin. Sie hat Landschaften gemalt, Pariser Orte und Szenen, hat Zeichnungen im Stil der Zeit hinterlassen, Grafiken, und sie hat fast 80 Bücher illustriert von zeitgenössischen französischen Schriftstellern wie Arthur Rimbaud, Paul Verlaine, Marcel Proust, Rainer Maria Rilke… der Kunstkritiker und Zeitgenosse André salmon nannte sie „die Cousine der Dichter“. In Photographien und anderen Dokumenten kommt man in dieser Ausstellung der Persönlichkeit Hermine David näher. Werke von Pierre Bonnard, Maurice Utrillo und Jules Pascin, der schwedischen Künstlerin Sigrid Hjertén, des norwegischen Malers Per Krohg, der deutschen Künstler Rudolf Levy, Emil Orlik, Fritz Stuckenberg geben Beispiele von den Künstlerinnen und Künstlern, mit denen Hermine David kollegialen und persönlichen Umgang hatte. Im Café du Dôme verkehrte eine höchst lebendige internationale Kunstszene und Hermine David gehörte dazu. Man kann sich nun viele Fragen stellen: Warum kennen wir viele Künstler aus dieser Zeit aber kaum Künstlerinnen? Was ist an der Biografie von Hermine David besonders und anders? Sie war eine erfolgreiche Künstlerin und doch musste diese Ausstellung sie dem Vergessen entreißen.

Mit viel Neugier und kunsthistorischem Interesse haben Aneta Palenga und Dr. Annett Reckert recherchiert und die Ausstellung in der Städtischen Galerie Delmenhorst zusammengestellt und kuratiert. Sie zeigt das Werk einer beinahe vergessenen Künstlerin, sie zeigt ein Stück Paris, in Europa bis zum Faschismus unbestritten die Hauptstadt der Kunst, mit einem ganz besonderen Charme.